Shopping in Berlin: Zahlen wir bald immer mit unserem Fingerabdruck?

Ein Tastenfeld benutzen, das am selben Tag schon Hunderte andere Menschen berührt haben? Spätestens seit Corona für viele von uns unvorstellbar. Ein neuer Ansatz bei der Zahlung mit Kreditkarten könnte nun dafür sorgen, dass sich Shopping-Fans in Berlin schon bald viel weniger Gedanken um die Hygiene machen müssen.

Dass der Potsdamer Platz mit zu den größten Touristen-Magneten der Hauptstadt gehört, liegt natürlich nicht nur an der beeindruckenden Architektur und besonderen Attraktionen wie dem Sony Center, sondern auch an den vielen Shopping-Möglichkeiten – alleine die Potsdamer Platz Arkaden bieten immerhin mehr als 120 unterschiedliche Geschäfte. Wo viel eingekauft wird, wird häufig mit Kreditkarten bezahlt. Eine neue Idee von Mastercard soll nun aber ändern, wie wir mit Kreditkarten bezahlen: Statt der Eingabe einer PIN steht in Zukunft der persönliche Fingerabdruck im Fokus.

Die Kreditkartenzahlung im Geschäft soll damit ganz einfach funktionieren: Wer sich für die biometrischen Kartennutzung registriert, kann seinen Fingerabdruck in verschlüsselter Form digital auf der Karte speichern lassen. Bei der Zahlung reicht es aus, die Karte in die Nähe des Terminals zu halten und den Finger auf das entsprechende Feld auf der Kreditkarte zu legen. Für all diejenigen, die für ihre Zahlungsvorgänge mittlerweile ihr Smartphone mit Apple Pay oder Google Pay nutzen, ist die Zahlungsbestätigung via Fingerabdruck natürlich längst keine Neuerung mehr. Mittlerweile ist die Technik hier schon wieder einen Schritt weiter und statt des Fingerabdrucks wird immer häufiger ein schneller Gesichtsscan genutzt – auch wenn die Corona-Pandemie und das Tragen von Masken schnell gezeigt hat, dass diese Technik noch nicht ausgereift ist.

Mastercard orientiert sich bereits seit Jahren verstärkt am digitalen Zahlungsverkehr – beispielsweise durch die Zurverfügungstellung virtueller Kreditkarten, die von Anbietern wie Kredu genutzt werden, um Kunden das flexible Einkaufen im Internet zu erleichtern. Mit den Fingerabdruck-Kreditkarten soll aber wohl auch wieder verstärkt eine Zielgruppe angesprochen werden, die im Laden nach wie vor lieber ohne Smartphone bezahlt.

Kreditkarten mit Fingerabdrucksensor – alte Idee mit frischem Wind?

Wenn bei den Begriffen “Kreditkarte” und “Fingerabdruck” alte Erinnerungen geweckt werden, ist das vermutlich kein Zufall: Schon rund um das Jahr 2017 veröffentlichten Mastercard – und auch Konkurrent Visa – erste Pläne für eine Kreditkarte, die die Zahlung via Fingerabdruck zulassen sollte. Die Technik wurde damals sogar auf dem Markt getestet – konnte sich aber nicht durchsetzen. Dass es jetzt einen neuen Versuch geben soll, ist ebenfalls kein Zufall: Die Corona-Pandemie hat ein neues Bewusstsein dafür geschaffen, wie unhygienisch die Tastenfelder der Karten-Terminals sind. Erste Reaktionen seitens der Kreditkartenanbieter und Banken gab es schnell: Das Standard-Limit für kontaktlose Zahlungen wurden bereits zu Beginn des letzten Jahres von 25 auf 50 € erhöht, um die nötigen Berührungen bei klassischen Kartenzahlungen zu reduzieren. Die Kreditkarten mit integriertem Fingerabdrucksensor sollen nun dafür sorgen, dass gar keine Berührungen mehr nötig sind.

Ein zweiter Grund für die neue Hoffnung seitens Mastercard: Die Zahlungsbestätigung mithilfe des eigenen Fingerabdrucks bietet einen erheblichen Sicherheitsvorteil, da so wirklich nur die Person bezahlen kann, die der tatsächliche Eigentümer der Kreditkarte ist. Damit passt die neue Technik optimal in die neuen Sicherheitsrichtlinien für Kreditkartenzahlungen, die in der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2 = “Payment Service Directive) vorgegeben werden. Teil dieser Richtlinien ist unter anderem eine verpflichtende Zwei-Faktor-Authentifizierung – eine Bestätigung via Fingerabdruck wäre ein solcher zweiter, unabhängiger Faktor.

Erst im Februar 2021 hatte die europäische Bankenaufsicht (EBA) die nationalen Finanzaufseher in ungewöhnlich scharfem Ton dazu aufgerufen, härter gegen Banken vorzugehen, die die Umsetzung der neuen Richtlinien erschweren oder blockieren. Kernpunkt der Kritik war, dass die Authentifizierungs-Anforderungen und überflüssigen Registrierungen das Thema Zwei-Faktor-Authentifizierung für die Verbraucher unnötig kompliziert gestalten würden. Mit einer vergleichsweise einfachen Lösung wie dem Auflegen eines Fingers dürfte Mastercard also zumindest die indirekte Unterstützung der Bankenaufsicht sicher sein.

Wann kommt die neue Technik nach Deutschland?

Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb sich Mastercard nun beim zweiten Versuch seiner Sache sicher sein dürfte: Mit Samsung hat das Unternehmen einen Partner gewonnen, der einerseits die biometrische Hardware günstig liefern kann, die die Produktion solcher Kreditkarten bisher sehr teuer gestaltet hätte und gleichzeitig sofort einen großen Testmarkt mitbringt: “Samsung Card” gehört mit zu den größten Kreditkartenherausgebern in Südkorea und will bereits 2021 damit starten, die neuen Kreditkarten dort in Umlauf zu bringen. Für den Testlauf stehen vor allem Unternehmens-Kreditkarten im Fokus, da diese auch international viel genutzt werden.

Wer sich vermehrt mit Digitalisierungsthemen – insbesondere mit Blick auf digitale Zahlungen – beschäftigt, weiß bereits, dass es immer ein paar Monate oder sogar Jahre dauern kann, bis solche Neuerungen auch ihren Weg nach Deutschland finden. Auch wenn die Vorzeichen gut stehen, wird erst der Test in Südkorea zeigen, ob die Akzeptanz diesmal größer ist als beim ersten Versuch 2017. Bis wird auch in den Arkaden am Potsdamer Platz mit den neuen Fingerabdruck-Kreditkarten bezahlen, werden also mindestens noch einige Monate vergehen. Sobald die Karten hierzulande in Umlauf kommen, kann es aber vermutlich sofort losgehen: Die neue Technik soll auf Anhieb mit allen Kreditkarten-Terminals kompatibel sein, die Mastercard unterstützen. Die Geschäfte selbst müssten also nicht erst aufrüsten, um ihren Kunden die neue Option anbieten zu können.

Bildnachweis:

  • pexels.com / Karolina Grabowska

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